Zeitschrift

Nr. 26

Streitbarer Materialismus Nr. 26, Mai 2003

11 Euro, ISSN 0935-7858

Auf 286 Seiten sind enthalten:

Was ist und was will der Streitbare Materialismus? (5 Seiten)
Antworten auf Fragen der türkischen Zeitung Evrensel.

In memoriam Peter Hacks (2 Seiten)
Aus dem Briefwechsel mit André Müller sen.

Philipp Emanuel Nassauer: Deutscher Jihad (82 Seiten)
"Das einzige Land, in dem Deutschland in den zwanziger Jahren ungebrochen stark aktiv bleiben konnte, war Afghanistan. Dort war 1919 mit Amanullah ein deutschfreundlicher Amir ins Amt gekommen. Nach der Eröffnung einer deutschen Botschaft in Kabul wurden zwischen 1921 und 1929 diverse Wirtschafts- und Freundschaftsabkommen geschlossen, u.a. zum Eisenbahnbau. Nach dem Berlin-Besuch Amanullahs 1928 war die deutsche Industrie im Lande vorherrschend. Unter den Nazis wurde diese Afghanistan-Politik noch verstärkt. Schon kurz nach der Machtübergabe erleichterte Reichskanzler Adolf Hitler die Auftragsvergabe Kabuls an deutsche Firmen, es folgte ein Militärkredit von 15 Millionen Mark. Deutsche wurden im afghanischen Staatsdienst patziert und die afghanische Polizei und Armee selbstverständlich - wie auch heute - von deutschen Offizieren ausgebildet. Das Bild Kabuls im Jahre 1939 ähnelte sehr dem des Jahres 2003. Der amerikanische Geologe Ernest Fox beschrieb die Szenerie so: 'Man traf deutsche Kaufleute in Kabul und deutsche Autobahn-Ingenieure auf dem Land. Deutscher Stahl ging in die neuen Brücken auf den Autobahnen. Die deutsche Lufthansa war die einzige Fluggesellschaft, die auf dem Flughafen von Kabul landete.'"

Matyas Rakosi: Begegnung mit Lenin (6 Seiten)
Deutsche Erstübersetzung.

Lenin und Pissarew über einfachste Dialektik, idealistische Phantasien und materialistische Träume (5 Seiten)

Heinz Jacobi: Glossen (5 Seiten)

Stefan Hetzler: Richard Rorty und der Traum vom starken Europa (51 Seiten)
"In allen oben genannten Artikeln wird ein starkes Europa beschworen, das nun die Chance hat, sich gegen die USA zu erheben. Dies wird mit allerlei kulturellen und historischen Ressentiments gegenüber den USA belegt. Im Prinzip ist es nicht verwunderlich, dass ein Pragmatist wie Rorty sich als intellektuelles Schlachtschiff des Imperialismus geriert. Verwunderlich ist, dass sich hier ein US-amerikanischer Pragmatist die Sache des deutschen Imperialismus zu eigen macht und für ein starkes Europa wirbt. Rorty scheint in der europäischen Politik, was inzwischen als Synonym für die deutsche Europapolitik steht, die Verwirklichung seines philosophischen Konzeptes zu sehen. Wir sollten uns die Arbeit machen, uns genauer anzusehen, was diesen Richard Rorty umtreibt."

Gerald Hoffmann: Zur Logik Luhmannschen Systemdenkens (37 Seiten)
"Das Ergebnis kann sich also durchaus sehen lassen. Vor allem in
Leitungspositionen des Überbaus der kapitalistischen Gesellschaft findet Systemdenken große Resonanz. - Da die Systemtheorie ihren der Bourgeoisie zusagenden 'rationellen Kern' auch gleich umsetzt, fühlt sich nun die kleinbürgerliche Intelligenz ihrer mystischen Hülle zugetan. Denn die 'wirklichkeitsbezogene Systemtheorie' erweist sich zunächst als fortlaufende Subsumtion der Wirklichkeit unter den Systembegriff. Das erlaubt oder bringt es vielmehr zwangsläufig mit sich, abstrakt-allgemeine Aussagen über die Welt zur treffen. Dass diese der 'allgemeinen Erfahrung' nicht widersprechen, ist ferner die Basis, auf der die Systemtheorie sich 'auf die Bewährung ihrer Aussagen an der Wirklichkeit' einlässt oder wodurch ihre Aussagen 'in funktionierender Komplexität rückversichert sind' - weil die Gesellschaft 'ja' offensichtlich besteht und 'funktioniert'. Ebenso offensichtlich ist allerdings: da 'Komplexität' eine Implikation von 'Sinn' ist, dieser wiederum von 'Selbstreferenz', diese von 'System' usw., wird im Schwanken zwischen setzender und äußerer Reflexion lediglich Wissenschaft simuliert. Durch ihre in der Tat 'ungewöhnliche Abstraktionslage' vermag die Systemtheorie alles zu überblicken, besser: zu übersehen. Wie das Staunen, welches Menschen üblicherweise bei ersten Flugerfahrungen ergreift, im Simulator erzeugt werden kann, erzeugt die Systemtheorie durch ihre Abstraktions- und Vergleichsmethode ein gedankenloses Staunen angesichts der 'absoluten Wissenschaft':"

Die kapitalistische Krise (74 Seiten mit 2 Tabellen und 32 grafischen Auswertungen)
"Die wichtigste Aussage ist: Es ist die Selbstbewegung des Kapitals als sich selbst verwertender Wert, die die zyklische Bewegung in der Konjunktur unausweichlich macht und notwendig hervorbringt. Dies ist uns wichtig gegenüber verflachenden 'Theorien', nach denen zum Beispiel eine Hebung der Massenkaufkraft ein schlagendes Mittel gegen die Krise sei. Solche Theorien verdunkeln die grundlegende Erkenntnis aus der Analyse dieser Selbstbewegung des Kapitals, nämlich daß ohne eine Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln den Krisen kein Ende gesetzt werden kann. Aber auch der lähmenden Haltung muß entgegengetreten werden, daß der Kapitalismus in eine Krise ohen Ende eingetreten sei. Demgegenüber wird nachgewiesen, daß die Krisen des Kapitalismus nach wie vor zyklische sind, in einem bestimmten zeitlichen Rhythmus auftreten, und was die Gründe dafür sind. Wobei natürlich nicht zu verhehlen ist, daß im faulenden Kapitalismus, also im Kapitalismus der Monopole und des Finanzkapitals die Krisen ihre 'reinigende Kraft' immer weniger entfalten können." (Schulungskommission des ZK des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD)

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